um 1560. Allegorie des Todes (Drei Skelette in einer Landschaft mit Äxten und Sanduhren als Attribute). Radierung. 17,8 x 11,7 cm. Wohl unbeschreiben. Wz. Krüglein.
Suggestive Arbeit eines anonymen, wohl oberitalienischen Künstlers. Ausgezeichneter Druck mit Rand bzw. feinem Rändchen unten. Geringfügige Altersspuren, sonst gut erhalten.
Die Folge der Erzengel. 3 Kupferstiche nach Maarten de Vos. Je ca. 20,5 x 29 cm. Um 1583-85. Leesberg (New Hollstein) 468-470. Wz. Krüglein.
Die schöne, eindrucksvolle Folge ist ein mustergültiges Beispiel für die hohe künstlerische Qualität der Druckgraphik des Antwerpener Manierismus. Die Diener und Boten Gottes sind abwechslungsreich und tänzerisch leicht dargestellt und füllen die Bildfläche mit ihrer ungestümen Energie. Seit den frühen Anfängen der christlichen Glaubenslehre ging man davon aus, dass Engel in einer Art himmlischem Hofstaat organisiert waren, in dem jedem Erzengel eine bestimmte Mission zukam. Um jedoch Parallelen mit der umfangreichen antiken Götterwelt zu vermeiden, wurde später im Mittelalter festgelegt, dass die Verehrung dieser außerirdischen Wesen nur auf die Erzengel Michael, Gabriel und Raphael beschränkt wurde. Dennoch sind hier alle zwölf Erzengel gleichwertig, ohne hierarchische Unterschiede wiedergegeben. - Ganz ausgezeichnete, harmonische Drucke mit gleichmäßigem Rand. Minimale Altersspuren, sonst vorzüglich erhalten.
Die hl. Familie mit der Rose. Kupferstich nach Bartholomäus Spranger. 23,5 x 16,7 cm. B. (Goltzius, pièces douteuses) 297, Hollstein (Spranger) 4 I (von II), Hollstein (nach Goltzius) 430, Leesberg (New Hollstein, Goltzius) R4 I (von II), Leesberg (New Hollstein, Jode) 27 I (von II). Wz. Stadttor mit Doppelkopfadler, Nebenmarke Initialen SG (New Hollstein, Muller Dynasty, Bd. II, S. 318, Nr. 1, um 1592-1596).
Prachtvoller, prägnanter und zarttoniger Frühdruck vor der Adresse von Claes Jansz. Visscher. Mit gleichmäßig feinem Rand um die Plattenkante. Nur schwache Altersspuren, verso leichte geglättete Mittelfalte mit zarter Quetschspur, kleine Bleistiftannotationen ebenda, auf ein Passepartout montiert, sonst vollkommen und tadellos schön erhalten. Aus der Sammlung Constant Moyaux, Paris (Lugt 1829a).
Auditum (Das Gehör). Kupferstich und Radierung nach Dirck Hals. 22,5 x 25 cm. Um 1625-30. Hollstein 8.
Der Zeichner und Kupferstecher Cornelis van Kittensteyn ließ sich 1623 in Haarlem nieder, wo er den Rest seines Lebens tätig bleiben sollte. Er war verwandt mit dem Kupferstecher Willem Outgersz. Akersloot und wurde 1630 Mitglied der Haarlemer St. Lukasgilde. Kittensteyn wurde wahrscheinlich bei Jacob Matham ausgebildet und ist vor allem als Reproduktionsstecher bekannt. Er arbeitete vorwiegend nach Vorlagen bekannter Haarlemer Genremaler wie Willem Buytewech und Dirk Hals und machte sich auch als Illustrator einen Namen. - Aus einer Folge der Fünf Sinne. Prachtvoller, gegensatzreicher und scharfer Druck mit teils sehr feinem Rändchen. Nur schwach fleckig, minimale Gebrauchsspuren, sonst tadellos und ganz vorzüglich erhalten. Beigegeben von Cornelis Saftleven der Kupferstich "Sitzender Junge mit Katze" (Hollstein 14) sowie drei Radierungen mit Landschaften von Herman Naiwincx (Hollstein, aus 9-16).
Selbstbildnis des Künstlers. Radierung. 8,1 x 7,2 cm. Bruillot 2769, Nagler, Die Monogrammisten IV, 3691, Panzer (Verzeichnis von Nürnbergischen Portraiten aus allen Staenden, 1790) S. 130.
Abgesehen von wenigen schriftlichen Quellen lässt sich das Leben und Wirken des Nürnbergers Paulus Kolb kaum fassen. Wohl auch, weil seine Schaffenszeit mit dem Dreißigjährigen Krieg koinzidiert, der sich verheerend auf die deutsche Kunstlandschaft auswirkte. Auf unserem Selbstbildnis nennt Kolb sich „Pictor“, was sein Selbstverständnis als Maler betont. Das Blatt belegt aber auch, dass er die Radierkunst beherrschte, die er bei Peter Hochheimer erlernt hatte. Bemerkenswert ist das, weil Kolb sich 1625-27 im Zuge einer Auseinandersetzung zwischen Nürnberger Malern und Ätzern, bei der die erstere erfolglos versuchten, den Ätzern das Ausbilden von Malergesellen zu untersagen, auf die Seite der Maler schlug. Doch da in der Reichsstadt keine strikte Trennung zwischen den Gewerben herrschte, blieb das Ansinnen letztlich erfolglos. Diesem geätzten Selbstbildnis könnte ein gemaltes zugrunde liegen, da ein Schabkunstblatt des Johann Friedrich Leonhard von 1672 (Le Blanc 21) das Porträt in erweiterter Halbfigur wiedergibt. - Ganz ausgezeichneter, kräftiger Druck mit lebendigen Wischkratzern und delikatem Plattenton. Wie die einzigen drei nachweisbaren Exemplare in Wien, Pavia und Hannover mit winzigem Rändchen um die Einfassung. Schwach fleckig, vor allem verso, alt angerändert, sonst tadelloses Exemplar. Außerordentlich selten.
Lafage, Raymond
Ca. 77 Radierungen nach Zeichnungen des Künstlers
Los 5156 [*]
Schätzung
1.800€ (US$ 2,000)
Ca. 77 Radierungen nach Zeichnungen des Künstlers. 12mo bis Gr-Folio.
Raymond Lafage war ein virtuoser Zeichner, der jedoch aufgrund seines frühen Todes erst posthum im späten 17. und vor allem im 18. Jahrhundert zu großer Bekanntheit gelangte. Sein Zeichentalent wurde von Jan van der Bruggen erkannt, der 1689 mit dem "Recueil des Meilleurs Desseins de Raymond La Fage" maßgeblich zum Nachruhm des Künstlers beitrug. Aus diesem Receuil hier vorhanden "Chute des Anges" (2x, ein Exemplar vor der Schrift) nach Lafages Hauptwerk, Blätter von Audran und Simonneau sowie das Frontispiz mit dem Porträt des Künstlers. Weiterhin vorhanden Blätter aus anderen Receuils, u.a. von Franz Ertinger 8 (von 10) Radierungen "Divers sujets tirés de l'Histoire de Toulouse" sowie das Titelblatt mit dem Künstlerporträt zu "Recueil de 45 Pieces ... tirés de la Collection de L'Academie Electoral Palatine". Meist ganz ausgzeichnete, teils prachtvolle Drucke, sämtlich mit der vollen Darstellung bzw. Einfassung, vielfach auch mit der Plattenkante. Sämtlich an den Ecken montiert, vereinzelt stockfleckig, die Folio-Blätter mit Vertikalfalte, weitere Alters- und Gebrauchsspuren, sonst in sehr guter und originaler Erhaltung. Sämtlich aus der Sammlung der Fürsten zu Liechtenstein, auf deren Montierung, diese lose im originalen Lederalbum.
Plan du Labirinthe de Versailles. 40 Radierungen zzgl. Titel. Je ca. 15 x 9,2 cm. (1677). Berliner Ornamentstichkat. 3605.
Die komplette Folge in ausgezeichneten Drucken mit Rändchen um die Einfassungslinie. An den Ecken alt aufgelegt, vereinzelt kleine Erhaltungsmängel, drei Blätter mit Einrissen im linken Rand, insgesamt jedoch in guter und einheitlicher Erhaltung. Aus der Sammlung Harrach, Wien.
Johannes der Täufer in der Wüste. Kupferstich. 8,8 x 11,2 cm. B. 110, Hollstein 110, Filedt Kok (New Hollstein) 110 b-c (von c).
Ausgezeichneter, warmtoniger Abzug mit den Spuren eines Rändchens um die Facette. Geringfügig stockfleckig und angestaubt, geringe Gebrauchsspuren, sonst tadellos.
Virgil im Korbe. Kupferstich. 23,8 x 18,8 cm. 1525. B. 136, Hollstein 136, Filedt Kok (New Hollstein) 136 Ib (von III). Wz. Schild mit Taube.
Guter, gleichmäßiger Druck mit feinem Rändchen um die Plattenkante, vor der Adresse von Petri. Leichte Altersspuren, etwas vergilbt, sonst sehr gutes Exemplar.
Leyden, Lucas van
Der Kavalier mit dem Falken und der Edeldame
Los 5160
Schätzung
2.500€ (US$ 2,778)
Der Kavalier mit dem Falken und der Edeldame. Kupferstich. 11,6 x 8,7 cm. B. 145, Hollstein 145, Filedt Kok (New Hollstein) 145. Wz. Vierblatt (Fragment, obere Spitze eines Wappens mit drei Lilien und angehängtem Buchstaben c, vgl. New Hollstein, Watermarks, S. 297, Nr. 1a).
Ausgezeichneter, feinzeichnender Druck mit sehr feinem Rändchen um die Einfassungslinie, teils bis an diese geschnitten. Schwach altersspurig, rechts oben kleine dünne bzw. beriebene Stelle am Rand verso, Montierungsreste verso, unmerkliche Bestoßung links nahe der Kopfbedeckung der Dame, kurzer Randeinriss links, winzige Leimreste verso nahe der Ränder, sonst in sehr schöner Erhaltung.
Liefrinck, Hans
Die Beschneidung Johannes des Täufers
Los 5161
Schätzung
2.400€ (US$ 2,667)
Die Beschneidung Johannes des Täufers. Radierung nach Jan Swart van Groningen. 23,9 x 18,4 cm. (1558). Hollstein (Liefrinck) 4, Hollstein (after Swart) 5.
In Augsburg geboren kam Hans Liefrinck 1526 nach Antwerpen und begann seine Tätigkeit als Verleger, und veröffentlichte Drucke etwa des Amsterdamer Holzschneiders Cornelis Anthonisz. Später trat er in Konkurrenz mit Hieronymus Cock, der ebenfalls in Antwerpen das bedeutende Verlagshaus Aux Quatre Vents führte. Wohl fälschlicherweise wurden die Vorlagen der zehnteiligen Folge "Das Leben Johannes des Täufer" Jacob Floris zugeschrieben, die Initialen Jan Swarts sind jedoch teils auf den Kupferstichen vermerkt. Prachtvoller, gleichmäßiger Druck auf die Darstellung geschnitten. Nur geringfügig angestaubt, aufgezogen und dann zusätzlich in den Ecken auf ein Albumpapier montiert, sonst in sehr schöner Erhaltung. Von großer Seltenheit.
Diana und Actäon. Radierung. 20,2 x 24,3 cm. 1643. Wurzbach 1, Hollstein 1. Wz. Bekröntes Lilienwappen.
Prachtvoller, lebendiger Druck mit sehr feinem Rändchen um die Einfassungslinie, unten knapp an die Schrift geschnitten. Verso geglättete Vertikalfalten, Spuren von Rötel ebenda, dünne Stelle, winziges gelbliches Fleckchen auf dem Oberschenkel einer Nymphe, weitere unmerkliche Gebrauchsspuren, sonst in tadelloser Erhaltung, Von großer Seltenheit.
Schlafender Amor. Radierung. 17,8 x 13,5 cm. B. XIX, S. 175, 20. Wz. undeutlich.
Ganz ausgezeichneter, lebendiger Druck mit horizontalen Wischkratzern und zartem Plattenton. Mit feinem Rändchen um die Facette. Stockflecken, kurzer Randeinriss oben links, sonst schönes Exemplar. Beigegeben von demselben vier weitere Radierungen "Amor zerbricht seinen Bogen", "Herkules in seiner Wiege", "Bacchanal mit zwei Putten und einer Ziege" und "Fama" (B. 23, 24, 28, 31).
Lombardisch
um 1490-1510. Christuskopf mit Dornenkrone
Los 5164
Schätzung
1.500€ (US$ 1,667)
um 1490-1510. Christuskopf mit Dornenkrone. Kupferstich. 18 x 14,3 cm. Hind V, S. 78, 6, TIB 2411.023, S. 86.
Das seltene Blatt ist nur in späteren Abzügen wie dem vorliegenden bekannt. Das scharfe Druckbild der überlieferten Exemplare lässt vermuten, dass die Platte über einen längeren Zeitraum unbenutzt blieb und vermutlich erst wieder (oder erstmals) im 17. Jh. zur Verwendung kam. Auf diese Zeit lässt sich wohl auch das fein struktierierte Papier unseres Abzuges datieren. Der Druck wurde von Kristeller und später Hind dem Giovanni Pietro da Birago zugewiesen - von Hind unter einigem Vorbehalt. Er identifizierte Birago mit dem sogenannten "Meister des Sforza-Stundenbuchs". Diese Zuschreibung verwarf Sheehan (Levenson/Oberhuber/Sheehan, Early italian engravings, Washington 1973, S. 273), nicht jedoch den auch von M. Zucker (TIB) angenommenen Ursprung in der Mailänder oder lombardischen Schule des späten 15. oder frühen 16. Jh. - Ganz ausgezeichneter, schön kräftiger Druck mit feinem Rändchen um die Einfassung. Geringfügig vergilbt, Stecknadelkopf große dünne Stelle oben links, dezentes Quetschfältchen in der Bordüre links, sonst in schöner Erhaltung.
Londerseel, Jan van
Landschaft mit Christus, der einem Kranken den Dämon austreibt
Los 5165
Schätzung
750€ (US$ 833)
Landschaft mit Christus, der einem Kranken den Dämon austreibt. Kupferstich nach David Vinckboons. 34,7 x 48,2 cm. Hollstein 20.
Der mit seiner reich geschilderten Landschaft beeindruckende Stich, hier in einem ausgezeichneten, in allen Nuancen noch klaren Druck, mit Spuren eines Rändchens um die Darstellung bzw. die Plattenkante, unten mit dem vollen Schriftrand. Geglättete Mittelfalte, diese unten gesprungen und hinterlegt, teils sehr kurze Randeinrisschen, winziges Rostfleckchen, minimale Alters- und Handhabungsspuren, sonst insgesamt schönes Exemplar.
Le Dessinateur (Der Zeichner). Radierung. 12,9 x 17,9 cm. Um 1638-41. Mannocci 36 IV (von V).
Prachtvoller Abzug mit schönem Druckrelief vor allem in den Bäumen sowie feinem Rändchen um die Einfassungslinie. Schwach stockfleckig, kleine dünne Stelle oben rechts, sonst in tadelloser Erhaltung.
Eine antike Seeschlacht (Enterung). Kupferstich mit Radierung nach Polidoro da Caravaggio. 21,6 x 44,5 cm. Nagler, Die Monogrammisten IV, 15, Huelsen 153, A. Alberti: "Contributi per Michele Grechi Lucchese incisore" in: Rassegna di Studi e di Notizie (Bd. 37, 2014/15), 18 II (von V), Rubach 353 I (von II). Wz. Hammer und Amboss im Kreis (vgl. Woodward 232, Rom 1564-1574).
Vor der Adresse von Pietro de' Nobili. Ganz ausgezeichneter, gegensatzreicher und teils prägnanter Druck mit feinen Wischkratzern, an drei Seiten an bzw. minimal knapp in die Facette geschnitten, oben mit sehr feinem Rändchen um die Einfassung. Minimal angestaubt, drei hinterlegte Randeinrisse oben, davon einer ca. 6,5 cm, ein weiterer unten, Montierungsreste verso, weitere geringe Alters- und Gebrauchsspuren, im Gesamteindruck gleichwohl schön. Anders als das Pendant mit den Ruderern ist dieses Motiv selten. Verso mit der Federsignatur von Naudet, 1780 (Lugt 1937).
L'Asinaria. Kupferstich. 26 x 43,3 cm. (1553). Nicht bei Passavant, A. Alberti: "Contributi per Michele Grechi Lucchese incisore" in: Rassegna di Studi e di Notizie (Bd. 37, 2014/15), 38 III.
Das enigmatische Blatt ist als Allegorie auf die menschliche Torheit zu deuten. Im Vordergrund sind vor der Stadtkulisse des antiken Roms Esel dargestellt, die sich entleeren oder sich gegenseitig beißen. Sie zertrampeln die auf dem Boden liegenden Attribute der Künste und der Wissenschaften. Im Himmel schwebt ein als Pegasus getarnter Esel. Es gibt eine zweite Fassung von Domenico Zenoi, die auf diesen Prototyp zurückgeht. Für eine eingehende Würdigung der Ikonographie siehe Jean Michel Massing: "Washing the Ass's Head: Proverbial and Allegorical Prints of the Sixteenth Century", in: Print Quarterly, XXVIII (2011), Nr. 3, S. 300-301. - Ganz ausgezeichneter, kontrastreicher und toniger Druck mit gleichmäßigem Rand an drei Seiten, oben mit schmalem Rand um die Plattenkante.Unauffällige geglättete Hängefalte, etwas angestaubt und fleckig, geringfügige Erhaltungsmängel, sonst gutes Exemplar. Selten.
Martínez y Sorlí, Crisóstomo Alejandrino José
Anatomische darstellungen zur Myologie und zur Osteopathie
Los 5169
Schätzung
7.500€ (US$ 8,333)
Zwei anatomische Darstellungen zur Myologie und zur Osteologie. 2 Kupferstiche. Je ca. 67,4 x 53 cm. "Chrysostomus Martinez Hispanus Inv. delin. & Sculpsit. cum privil. Regis". Wohl um 1687. Cicognara library 334, Thieme/Becker, XXIV, S. 169, José María López Piñero: El atlas anatómico de Crisóstomo Martínez, grabador y microscopista del siglo XVII, Valencia 1964.
Der spanische Künstler Crisóstomo Alejandrino José Martínez war zunächst als Maler von Andachtsbildern tätig, bevor er sich seit 1677 vornehmlich dem Kupferstechen widmete. Interessanterweise wird Martínez mit den "Novator" in Verbindung gebracht, einer intellektuellen Bewegung, die den wissenschaftlichen Fortschritt in Spanien im Fortlauf des 17. Jh. vorantrieb. 1685 wurde Martínez von der Stadt Valencia und dem Medizinischen Institut damit beauftragt nach Paris zu reisen, um anatomische Tafeln auszuführen. Gemeinsam mit dem Arzt und Anatom Joseph-Guichard Du Verney versuchte er in Paris das Buchprojekt auf den Weg zu bringen, das als anatomische Anleitung für Künstler dienen sollte. Mutmaßlich wurden achtzehn Platten für dieses Projekt fertiggestellt, die in Valencia erhalten sind. Das Buchprojekt in seiner ursprünglichen Planung wurde jedoch niemals realisiert; 1689 wurden die fertiggestellten Platten in Paris verlegt, 1692 erschien eine weitere Teilauflage in Frankfurt und Leipzig. Posthum waren die Platten in Paris verblieben, sodass die Académie Royale de Peinture 1740 und noch einmal 1780 den anatomischen Atlas erneut herausgab unter dem Titel Nouvelle exposition de deux grandes planches gravées, et dessinées d'après nature, par Chysostome Martinez. Die beiden vorliegenden anatomischen Illustrationen zeigen auf eindrückliche Weise die graphische Finesse des Künstlers. Martínez kombiniert darin wissenschaftliche Neuheiten der Anatomie - etwa neuartige Erkenntnisse die Osteologie betreffend - mit traditionellen anatomischen Illustrationsmodellen wie bspw. Vesalius, Da Vinci, Pacioli und Dürer. Die Versammlung der Skeletten etwa, in welcher verschiedene Gerippe in eleganten Sitz- und Standposen in einem Architekturhof arrangiert sind, ist eine von dem Vanitas-Gedanken inspirierte Interpretation des akademischen Figurenideals, worin sich entfernt eine Anspielung auf Raffaels Schule von Athen erkennen lässt. Die Darstellungen galten als die hervorragendsten Anatomiestudien des 17. Jh. Ob Martínez Paris aus politischen Motiven verließ, um ca. 1690 nach Flandern zu gehen, wo er einige Jahre später starb, bleibt indes ungewiss. - Ganz ausgezeichnete, klare Drucke mit schmalem Rand. Leicht angestaubt, vereinzelt schwach fleckig bzw. stockfleckig, am rechten Rand unten je ein kleiner Wasserrand, ein Blatt mit winzigen Nadellöchlein in der Darstellung, das andere Blatt lediglich zwei winzige dünne Papierstellen, je kleines Rostfleckchen, sonst tadellos. Die Radierungen sind seither gefragte Sammlerobjekte und von großer Seltenheit. Mit dem Stempel der Calcographie du Musée du Louvre, Paris (Lugt 1695).
Die Anbetung der Hirten mit den hll. Peter und Paulus in einer allegorischen Rahmung. Kupferstich nach Pieter Cornelisz. van Rijck. 1604. B. 195, Hollstein 32, Widerkehr (New Hollstein) 19.
Ausgezeichneter Druck meist an die Einfassung geschnitten, teils mit Spuren eines Rändchens. Insgesamt etwas angestaubt und fleckig, verso geglättete Mittelfalte sowie Knickspuren, dünne Stellen, vereinzelt leichte Bereibungen, ausgebesserte Erhaltungsmängel und vereinzelt kleine Randläsuren, dort mit partiellen und dezenten Federretuschen, weitere Altersspuren, sonst im Gesamteindruck gut. Selten.
Die Umarmung. Kupferstich. 15,4 x 11,4 cm. (1503). Bartsch VI, 378, 15, Lehrs VIII, 365, 16. Wz. Wappen von Nürnberg.
Dieser Kupferstich des Meisters MZ alias Matthäus Zasinger ist Lehrs zufolge "unstrittig die reifste und schönste seiner Arbeiten. Keine andere kommt ihr an liebevoller Durchführung, an Tiefe der Empfindung und an Stimmungsgehalt gleich." Er beschreibt die Komposition wie folgt: "In diesem jungen Paar, das sich eng umschlungen hält und dessen Bild ein an der Wand hängender Rundspiegel diskret wiedergibt, ist samt der liebevoll in allen Einzelheiten geschilderten Darstellung des kleinen getäfelten Zimmers, dem gotischen Tisch, dem Fenstersitz, dem Lüsterweibchen, dem Wandschränkchen, der Handtuchrolle, der offenen Türe, durch die der Liebste eben eingetreten ist, ein Sinnbild der gemütvollen deutschen Kunst des beginnenden XVI. Jahrhunderts, wie sie uns zuerst aus Dürers Traum und seinem heiligen Hieronymus im Gehäus ... entgegenstrahlt" (S. 337).- Ganz ausgezeichneter Druck mit feinen Wischkritzeln, knapp bis an die Plattenkante geschnitten, oben mit feinem Rändchen sowie rechts und unten Spuren eines Rändchens. Leicht angestaubt, minimal fleckig, verso kleine Leimrestchen sowie links entlang des Randes feinem Papierstreifen, sonst in vorzüglicher Erhaltung.
Die kleine Herde. Radierung. 11,7 x 19,2 cm. 1638. Van der Kellen 23, Hollstein 23 I (von II). Wz. Siebenzackige Schellenkappe.
Ganz ausgezeichneter, kräftiger Frühdruck vor der Nummer bis an die Einfassung beschnitten, unten mit sehr feinem Rändchen um dieselbe. Spur einer Vertikalfalte, blasse Stockflecken rechts, sonst in sehr schöner Erhaltung. Aus der Sammlung Friedrich August II. von Sachsen (Lugt 971).
Der Einzug in Jerusalem. Kupferstich aus der Folge der Passion, wie auch die folgende Losnummer. 14,3 x 10,9 cm. B. VI, S. 440, 1, Lehrs VI, S. 104, 6 I (von III).
Ausgezeichneter Druck vor der Schrift verso, mit sehr feinem Rändchen um die Einfassungslinie. Minimale Alters- und Gebrauchsspuren, sonst schön und original erhalten. Aus der Sammlung der Albertina, Wien (mit deren Doublettenstempel Lugt 5g).
Das letzte Abendmahl. Kupferstich. 14,9 x 10,9 cm. B. VI, S. 440, 3, Lehrs VI, S. 105, 7 I (von III).
Ganz ausgezeichneter Druck vor der Schrift verso, mit sehr feinem Rändchen um die Einfassungslinie. Minimale Alters- und Gebrauchsspuren, verso geglättete Diagonalfalte, rechts mittig minimal bestoßen, sonst sehr schön und original erhalten. Aus der Sammlung der Albertina, Wien (mit deren Doublettenstempel Lugt 5g).
Dies I - Der erste Tag: Die Erschaffung von Licht und Finsternis. Kupferstich im Rund nach Hendrick Goltzius. D. 26,8 cm. (1590). B. 36, Hollstein (Goltzius) 2, Hollstein (Muller) 2, Filedt Kok (New Hollstein, Muller) 36 II. Wz. Lilien über Initialen.
Aus der siebenteiligen Folge der "Schöpfung". Ganz ausgezeichneter, harmonischer Druck mit feinem, in den Ecken mit breiterem Rand. Minimal fleckig und angestaubt, verso leichte Mittelfalte mit zarten Trockenfältchen, montierungsbedingt kleine Papierläsuren in den oberen weißen Ecken, kleine geschlossene Randläsur links sowie rechts mittig, winzige Löchlein, weitere geringe Gebrauchsspuren, sonst sehr gut.
Loth und seine Töchter. Kupferstich nach Bartholomäus Spranger. 40 x 45,9 cm. B. 64, Hollstein 10, Filedt Kok (New Hollstein) 64 wohl II (von IV).
Ausgezeichneter, gleichmäßiger Druck auf die Einfassungslinie geschnitten, unten ohne den Schriftrand. Insgesamt etwas angestaubt und fleckig, vereinzelt geschlossene bzw. ausgebesserte Randschäden und Randeinrisse, dort vereinzelt mit unauffälliger Federretusche, weitere teils ausgebesserte Erhaltungsmängel, aufgezogen, die Darstellung sonst insgesamt noch gut. Aus der Sammlung R. Saalborn (Lugt 2251ter).
Muller, Jan Harmensz.
Der Raub einer Sabinerin, Rückenansicht
Los 5177
Schätzung
3.000€ (US$ 3,333)
Der Raub einer Sabinerin, Rückenansicht. Kupferstich nach Adriaen de Vries. 42,3 x 28,5 cm. Um 1598. B. 77, Hollstein 65, Filedt Kok (New Hollstein) 77 III (von VI). Wz. Bekröntes Lilienwappen mit angehängtem WR.
Die erste von insgesamt drei Darstellungen der Folge "Der Raub einer Sabinerin", die eine allansichtige Skulptur von Adriaen de Vries aus verschiedenen Perspektiven betrachtet. Vor der Adresse von Danckerts. Ganz ausgezeichneter Druck mit sehr feinem Rändchen um die Einfassungslinie, unten mit dem vollen Schriftrand. Geringfügig und vereinzelt fleckig sowie etwas angestaubt, verso schwache Knickspur, mittig feine vertikale Quetschspur vom Druck, in den äußeren Rändern einzelne kleine Ausbesserungen und unauffällig ergänzte Stellen, dort vor allem rechts unmerkliche Federretuschen, weitere Alters- und Gebrauchsspuren, sonst sehr gut erhalten.
Niederländisch
1. Hälfte 16. Jh. Sich umarmendes Liebespaar
Los 5178
Schätzung
1.800€ (US$ 2,000)
1. Hälfte 16. Jh. Sich umarmendes Liebespaar. Kupferstich. 8 x 4,2 cm. Wohl unbeschrieben.
Versiert ausgeführte Arbeit wohl eines Kleinmeisters in einem prachtvollen, klaren Druck mit schmalem Rändchen. Insgesamt nur leicht fleckig, schwache Altersspuren, montierungsbedingt dünne Stellen in den beiden oberen Ecken, verso winzige Bleistiftannotation "Liebespaar", sonst sehr schön und original erhalten. Sehr selten, wir konnten nur ein weiteres Exemplar dieser Arbeit im Louvre finden.
Der lachende Bauer. Radierung. 7 x 5,8 cm. (1672). B. 4, Dutuit, Davidsohn, Godefroy, Hollstein VI (von IX), Giordani/Rutgers (New Hollstein) 43 V (von VIII).
Vor den Arbeiten mit der Roulette. Ganz ausgezeichneter Druck, knapp bis an die Plattenkante geschnitten. Leicht angestaubt und minimal fleckig, dünne Papierstellen, verso Reste alter Montierung bzw. Montierungsspuren, sonst sehr schön. Aus der Sammlung S. William Pelletier (Lugt 4193). Beigegeben dieselbe Darstellung in einem letzten Zustand (aus den Sammlungen S. William Pelletier, Lugt 4193, Willem Isaack Hooft, Lugt 2631 und Arthur Friedrich Theodor Bohnenberger, Lugt 68).
Der Bauer in der Haustür. Radierung. 10,1 x 9,1 cm. Um 1653. B. 9, Dutuit, Davidsohn, Godefroy, Hollstein 9 I (von IV). Giordano/Rutgers (New Hollstein) 40 I (von IV).
Ganz ausgezeichneter gleichmäßiger Abzug mit schmalem Rändchen um die Facette. Verso einige Montierungsspuren, sonst in vorzüglicher Erhaltung. Aus den Sammlungen Paolo Giordani (Lugt 3688) und Dr. S. William Pelletier (Lugt 4193).
[*]: Regelbesteuert gemäß Auktionsbedingungen. [^]: Ausgleich von Einfuhr-Umsatzsteuer.
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